Ohne dass es uns bewusst ist, verfolgen wir häufig nicht unsere wahren Ziele, sondern richten uns nach den Maßstäben der Gesellschaft und den Wünschen anderer Menschen. Dadurch stehen wir uns selbst im Weg. Nur wenn wir zu unseren echten Werten und Wünschen stehen, haben wir die nötige Motivation, um große Ziele zu erreichen. Sollten wir deshalb ein Egoist werden?
Ohne es zu wissen, verfolgen wir oft die Ziele anderer. Wir versuchen tagtäglich im Beruf und auch im Privatleben, anderen zu gefallen und es ihnen recht zu machen, und bemerken dies oft gar nicht. Dabei gerät schnell in Vergessenheit, was wir selber wollen. Welches sind Ihre eigenen Ziele? Wie sieht für Sie ein glückliches und zufriedenes Leben aus? Es werden Ihnen verschiedene Gedanken durch den Kopf gehen, die Sie zum Teil vielleicht schon länger beschäftigen. Aber welche davon spiegeln wirklich Ihre eigenen Bedürfnisse wider und welches sind Ziele, die Sie nur verfolgen, um es den anderen recht zu machen?
Wir leben mit einem steinzeitlichen Gehirn in einer modernen Welt
Hier kommt eine steinzeitliche Altlast ins Spiel, mit der wir uns selbst im Weg stehen. Vor 100.000 Jahren war es überlebenswichtig, sich anzupassen, mit dem Strom zu schwimmen, um nicht aus der Gemeinschaft verstoßen zu werden. Damals bedeutete Verbannung nicht nur Einsamkeit und Isolation, sondern auch den sicheren Tod. Niemand konnte in der Steinzeit lange alleine überleben. Auch heute noch ist der soziale Zusammenhalt wichtig. Unser Gehirn überprüft ständig, ob wir »in« oder »out« sind. Unbewusst suchen wir nach der Zustimmung anderer. Wenn wir andere Menschen miteinander tuscheln hören, während wir vorbeigehen, denken wir schnell, dass sie über uns sprechen. Auch passen wir uns oft an, um so zu sein, wie die anderen uns wollen. Schließlich wollen wir dazugehören. Bloß nicht auffallen, sondern lieber auf Nummer sicher gehen! Durch den unbewussten Drang, uns anzupassen, geraten unsere eigenen Ziele und Wünsche in den Hintergrund und wir verlieren uns selbst. Deshalb ist meine Empfehlung: Werden Sie egoistischer!
Als Egoist bringen Sie auch Vorteile für Ihre Mitmenschen
Vielleicht stellen sich jetzt bei Ihnen die Nackenhaare auf. Wer will schon ein Egoist sein? Wenn Sie dabei das Bild eines selbstgefälligen Menschen im Kopf haben, der ohne Rücksicht auf Verluste nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist, dann ist es nicht das, was ich Ihnen ans Herz legen möchte. Mir geht es vielmehr darum, dass Sie sich folgende Tatsache bewusst machen: Sie werden niemals wirklich glücklich werden, wenn Sie glauben, dass Ihr eigenes Glück davon abhängt, ob die Menschen um Sie herum zufrieden sind. Wenn Sie erst dann an sich selbst denken, sobald Sie die Wünsche Ihrer Mitmenschen erfüllt haben, so berauben Sie sich um Ihr eigenes Wohl. Zudem ist Ihr Egoismus von Vorteil für die Menschen, mit denen Sie Ihr Leben teilen. Das hört sich möglicherweise im ersten Moment paradox an. Warum sollten andere etwas davon haben, wenn Sie zum Egoist werden?
Wenn Sie schon einmal geflogen sind, dann kennen Sie sicher die folgende Lautsprecherdurchsage: »Sollte der Druck in der Kabine sinken, fallen automatisch Sauerstoffmasken aus der Kabinendecke. In diesem Fall ziehen Sie eine der Masken ganz zu sich heran und drücken Sie die Öffnung fest auf Mund und Nase. Erst danach helfen Sie mitreisenden Kindern oder hilfsbedürftigen Erwachsenen.« Auch hier könnte man denken, dass man doch zuerst Kindern und Mitreisenden helfen sollte, bevor man an sich selbst denkt. Würden wir jedoch im Falle eines Druckverlustes so handeln, dann wären wir ohnmächtig, bevor wir den anderen die Masken aufgesetzt hätten. Versorgen wir uns dagegen zuerst selbst mit dem nötigen Sauerstoff, dann bringen wir uns in eine stärkere Position, die uns ermöglicht, mehrere Mitreisende zu unterstützen, selbst wenn diese in der Zwischenzeit ohnmächtig geworden sein sollten.
Ein anderes Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie wären Arzt und Ihr Ziel wäre es, so vielen Menschen wie möglich zu helfen. Wenn Sie nun von morgens bis abends Höchstleistungen bringen und auch am Wochenende arbeiten, werden Sie sich schon bald so sehr verausgabt haben, dass Sie gar nicht mehr arbeiten können, da Sie selber krank sind. Sorgen Sie dagegen für Ihr eigenes Wohlergehen und gönnen sich Auszeiten, dann werden Sie auf Dauer mehr Menschen helfen können. Nutzen auch Sie Ihren Spielraum, damit es Ihnen gut geht, und erlauben Sie sich, ein Egoist zu sein!
Wir schaden uns selbst, wenn wir zu kopfgesteuert sind
Bronnie Ware, eine australische Palliativkrankenschwester, befragte ihre Patienten in ihren letzten Lebenstagen dazu, was diese rückblickend in ihrem Leben gern anders gemacht hätten. Überraschenderweise bekam Ware die immer wieder gleichen Antworten. Am häufigsten sagten die Sterbenden: »Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben und mich nicht von den Erwartungen anderer leiten zu lassen.« Erst im Rückblick wurde vielen deutlich, dass sie einen Großteil ihrer Träume nicht gelebt hatten, einzig und allein, weil sie sich nicht dafür entschieden hatten. Mit solchen Kopfentscheidungen tun wir uns jedoch selbst oft nichts Gutes. Wir bilden uns ein, dass unsere Ratio, unser Verstand das wichtigste Instrument ist, um unser Leben zu meistern. »Du musst nur wollen!«, reden wir uns ein. Doch Willenskraft allein führt uns nicht auf den Weg zu einem glücklichen Leben. Wir sollten uns viel stärker auf unsere Gefühle verlassen. Wenn wir uns wohl fühlen, bei dem was wir tun, uns nicht gestresst fühlen, obwohl wir lange und hart arbeiten, dann ist das ein sicheres Zeichen, dass wir unsere wahren Ziele verfolgen.
Wir kennen oft nicht unsere wahren Ziele
Was ist Ihre Vision? Wofür brennen Sie? Was ist Ihr großer Traum, zu dem Sie sich bekennen? Studien haben gezeigt, dass viele von uns es dem Zufall oder den äußeren Einflüssen überlassen, wohin sie ihr Weg führt. Und dann wundern wir uns, warum wir unzufrieden sind. Damit Sie eine erste Idee bekommen, was Sie wirklich antreibt, nehmen Sie sich Zeit, die folgenden Fragen zu beantworten:
- Was würden Sie tun, wenn es egal wäre, was die anderen denken?
- Was würden Sie tun, wenn es egal wäre, was Sie bisher getan haben?
- Was würden Sie tun, wenn Sie die 100%ige Garantie hätten, dass Sie nicht scheitern werden?
- Was machen Sie so gerne, dass Sie sogar dafür bezahlen würden, um es tun zu dürfen?
- Was würden Sie tun, wenn Geld keine Rolle spielte?
- Was würden Sie gerne lernen?
- Was soll einmal auf ihrem Grabstein stehen?
- Wofür möchten Sie auch noch nach Ihrem Tod bekannt sein?
Erlauben Sie sich, Ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Es ist ein ganz unverbindliches Brainstorming. Lassen Sie die Liste mit Ihren Antworten bis zum nächsten Tag liegen und schauen Sie dann noch einmal darauf. Was gibt es noch an Dingen zu ergänzen, die Sie von Herzen gern machen würden? Gehen Sie Ihre Ideen noch einmal durch, um die Ziele zu ermitteln, die Ihnen am wichtigsten sind. Bei welchen Ihrer Einfälle geht Ihr Herz am meisten auf? Wo werden Sie alleine schon beim Gedanken daran hibbelig und würden am liebsten gleich loslegen? Da wir selbst manchmal den Kontakt zu unseren eigenen Gefühlen verloren haben, nutzen Sie auch die Wahrnehmung eines engen Freundes oder einer Freundin, der Sie vertrauen. Erzählen Sie Ihrem Vertrauten von den Ideen, die Sie aufgeschrieben haben und fragen Sie Ihr Gegenüber am Ende, an welchen Stellen Sie am glücklichsten gewirkt haben. Oftmals merken wir selbst gar nicht, wenn wir bei bestimmten Dingen, die wir erzählen, mehr strahlen als bei anderen. Und so kann ein enger Vertrauter als unser Spiegel fungieren.
Das Entscheidende auf dem Weg zum Ziel ist der erste Schritt
Und jetzt liegt die Entscheidung bei Ihnen. Welche Ihrer Herzensziele werden Sie tatsächlich umsetzen? Es ist nicht relevant, ob Sie alles bis ins Detail durchplanen, bevor Sie loslegen oder dass Sie Ihre Ziele so schnell wie möglich erreichen. Wichtig ist nur, dass Sie einfach anfangen. Sammeln Sie weitere Informationen, die Ihnen, auf Ihrem Weg zum Ziel hilfreich sein können. Erzählen Sie Freunden von Ihren Ideen, denn auch dadurch setzen Sie sich mit Ihrem Herzensthema auseinander. Gönnen Sie sich eine Auszeit und malen sich aus, wie es sein wird, wenn Sie am Ziel sind. Was sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken Sie in Ihrer Zukunftsvision? Welche Hinweise können Sie aus dieser Phantasie ableiten, die Ihnen helfen, sie Realität werden zu lassen? Setzen Sie die ersten Erkenntnisse um. Machen Sie den ersten Schritt!
Erlauben Sie sich, auf dem Weg Fehler zu machen. Aus jedem Fehler können Sie lernen. Fehler zu machen heißt, dass Sie den Mut haben Ihre Komfortzone zu verlassen. Jeder Fehler bringt Sie Ihrem Ziel ein Stück näher. Thomas Alva Edison wurde einmal von einem Reporter gefragt, ob es für ihn nicht frustrierend gewesen wäre, tausend Mal gescheitert zu sein, bevor er die idealen Bauteile für die Glühbirne gefunden hatte. Der Erfinder antwortete daraufhin: »Ich bin nicht tausend Mal gescheitert! Die Glühbirne war eine Erfindung in tausend Schritten.«
Wenn Sie sich erlauben nicht immer der Norm zu entsprechen und Ihre Herzensziele verfolgen, werden Sie nicht nur glücklicher leben, sondern Sie werden auch die nötige Energie haben, um mit Widerständen und Niederlagen gelassen umzugehen. Wenn Sie voller Selbstvertrauen die Dinge selbst in die Hand nehmen und den ersten Schritt wagen – dann werden Sie auch Ihre größten Ziele erreichen, die auf den ersten Blick unerreichbar erscheinen.
Mathias Fischedick
Außerdem halte ich Vorträge, in denen ich auf unterhaltsame Art Wissen vermittele. Meine Themen: »Selbstverantwortung«, »Motivation« und »Authentizität«.
Aus meiner Feder stammen dieBücher »Du bist Magie - Die unglaublichen Fähigkeiten unseres Körpers« und »Wer es leicht nimmt, hat es leichter - Wie wir endlich aufhören, uns selbst im Weg zu stehen«.
Als ehemalige Führungskraft in der Medienbranche komme ich aus der Praxis. Durch meine Ausbildungen zum diplomierten Systemischen Coach und zum diplomierten Mental Coach verfüge ich zudem über das nötige psychologische Wissen, um Einzelpersonen und Teams darin zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen.
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